Über die Giftigkeit und (Un-)Gefährlichkeit unserer Spinnen

Informationen zu Garten-Kreuzspinne, Wasserspinne und Dornfinger

sowie Kurzbeschreibungen zu nicht in Deutschland beheimateten Giftspinnen

Garten-Kreuzspinne
Heimische Giftspinnen

Von Spinnen geht eine große Faszination aus, die sich sowohl in Begeisterung als auch in panischer Angst äußern kann. Spinnen sind allgemein keine sehr beliebten Tiere und es ist schwer, die Angst vor ihnen loszuwerden, wenn sie schon in der Kindheit anerzogen wurde. Genährt wird die Angst auch durch Horrorberichte über besonders gefährliche oder große Arten.

Ganz verkehrt sind manche solcher Berichte nicht, da es - vor allem in den Tropen - tatsächlich Spinnen gibt, deren Biss im ungünstigen Fall sogar tödlich sein kann. Dennoch muss man dazu folgendes sagen:

Die meisten Spinnen, die über Gift verfügen, das auch dem Menschen gefährlich werden kann, sind extrem friedfertig. Sie beißen nur, wenn sie sich selbst extrem bedroht oder angegriffen fühlen und meinen, selber in Gefahr zu sein. Außerdem sind Spinnen, die über ein wirksames Gift verfügen, oft unscheinbar und klein.

Die am meisten gefürchteten, da berühmten Vogelspinnen sind von der Giftwirkung ihres Bisses her eher harmlos, auf keinen Fall aber lebensgefährlich für den Menschen. Was bedeutet nun Giftigkeit?

Wenn man von Gift bei Tieren oder Pflanzen spricht, denkt man oft an Stoffe, die für das Leben des Menschen bedrohlich sein können, also bei richtiger Dosis töten.

Was aber die richtige Dosis Gift ist, um einen Menschen oder ein anderes Lebewesen zu töten, hängt von mehreren Dingen ab.

  1. Das Gift und seine Konzentration.
  2. Der Gesundheitszustand, im Falle der Spinnen, der gebissenen Person. Ist die Person nämlich durch eine vorherige oder eventuell sogar noch andauernde Krankheit geschwächt, hat das Immunsystem dem Gift nicht mehr so viel entgegen zu setzen, als wenn der Gebissene gesund wäre.
  3. Das Alter der Person. Kinder reagieren, vor allem wegen eines schlechter ausgebildeten Immunsystems, wesentlich empfindlicher und heftiger auf Gifte als Erwachsene.
  4. Auch das Geschlecht spielt eine Rolle. Frauen haben, das beweisen Statistiken, deutlich mehr Probleme, mit Giften zurecht zu kommen als Männer.
  5. Eine nicht unerhebliche Rolle spielt auch das Körpergewicht des Vergifteten, denn ein Mensch, der schwerer ist und mehr Körpermasse hat, "verkraftet" im wahrsten Sinne des Wortes oft mehr Giftstoffe, da sich das Gift eher im Körper verteilen und de-konzentrieren kann. Nicht umsonst werden auf den Beipackzetteln von Medikamenten mit Nebenwirkungen häufig Dosierungsanweisungen nach Körpergewicht gegeben.
    :-) Wenig kg, kleiner Löffel, viele kg, großer Löffel.
  6. Allergiker müssen bei Gifteinwirkungen durch Stiche oder Bisse immer vorsichtiger sein als ein gesunder Mensch. Für einen Allergiker kann schon der Stich einer Wespe oder Biene tödlich sein. Das gleiche gilt auch bei Spinnenbissen.

An dieser Stelle soll erst mal klar gestellt werden, dass Spinnen nicht stechen. Spinnen beißen und bringen auch über diesen Weg ihr Gift zum Einsatz. Die zwei spitzen Fortsätze, die man am Hinterleib einer Spinne sehen kann, sind keine Stachel. Es handelt sich bei diesen Fortsätzen lediglich um die Spinnwarzen mit den Spinndrüsen, mit denen die Spinnen unter anderem ihre Fäden für den Bau des Netzes und den Eikokon herstellen.

Nun zu unseren einheimischen Giftspinnen:

Giftspinnen im Sinne der für den Menschen unter normalen Umständen tödlichen Giftigkeit gibt es in Deutschland nicht. Nicht eine unserer Spinnenarten zeigt eine nennenswerte Giftigkeit, die in irgendeiner Form lebensbedrohlich ist. Selbst Erkrankungen oder Beschwerden sind fast keine bekannt geworden.

Die heimischen Spinnen werden in der Regel nicht beißen. Sie verhalten sich da ähnlich wie Bienen und Wespen: Wenn sie sich bedroht fühlen, werden sie immer die Flucht dem Angriff vorziehen, es sei denn, sie fühlen sich in einer ausweglosen Lage (typisches Beispiel: die Biene unter dem Fuß, die versehentlich ins Hemd geratene Wespe), die für sie lebensbedrohlich erscheint.

Kommt es doch mal zu einem Biss, so gilt, dass der Biss der größeren Spinnenarten aufgrund der größeren Kiefer einfach schmerzhafter ist als der der kleineren Arten. In der Regel wird der Schmerz eines Spinnenbisses mit dem Stich einer Biene verglichen, mit dem Unterschied, dass die Spinne keinen lästigen Stachel hinterlässt und außerdem eine Giftwirkung ausbleibt.

Von unseren heimischen Arten gelten zwei als schwach giftig, nämlich die Kreuzspinne (Araneus diadematus) und die Wasserspinne (Argyroneta aquatica).

Als ziemlich giftig und unangenehm gilt der Biss des sogenannten Dornfingers (Cheiracantium punctorium), wobei die letztgenannte Spinnenart nur in sehr warmen Gegenden in Deutschland vorkommt (z.B. in Süddeutschland am Kaiserstuhl), versteckt lebt und normalerweise mit dem Menschen gar nicht in Berührung kommt.

Kreuzspinne:

Der Biss ist schmerzhaft, ähnlich wie ein Bienenstich. Eine toxische Wirkung erfolgt in der Regel nur im Bereich zarter Hautstellen. Hier ist eine starke Schwellung einhergehend mit vorübergehender Lähmung in der Umgebung der Bissstelle möglich. Sollte man gebissen werden, reichen aber kühlende Umschläge vollkommen aus.

Wasserspinne:

Biss vergleichbar mit der Kreuzspinne, jedoch ist ein Biss dieser Spinne wesentlich unwahrscheinlicher, da sich die Wasserspinne Zeit ihres Lebens im Wasser, besonders in moorigen und anmoorigen Gewässern aufhält und die wenigsten Menschen überhaupt mit ihr in Kontakt kommen.

Dornfinger:

Eindeutig die giftigste Spinne unserer Fauna. Vergiftungserscheinungen werden mit anfänglich brennenden und stechenden Schmerzen an der Bissstelle beschrieben. Die Bissstelle verfärbt sich in manchen Fällen blau-rot und schwillt an. Übelkeit, Kopfschmerzen und Erbrechen, sogar Erhöhung der Körpertemperatur sind möglich, müssen aber nicht auftreten. Die Symptome klingen nach etwa drei Tagen ab. Die Bissstelle kann noch längere Zeit geschwollen oder gerötet sein. Nach dem Biss durch einen Dornfinger empfiehlt sich bei stärkeren Beschwerden der Besuch eines Arztes.

Spinnen außerhalb von Deutschland:

Anders sieht es da für unsere Mittelmeerurlauber aus. In Südeuropa gibt es Spinnen, deren Biss definitiv nicht harmlos ist. Hierzu gehört aber nicht, wie die meisten nun erwarten würden, die bekannte Tarantel (Lycosa tarentula). Zwar sind die Tiere mit bis zu 5 cm Körpergröße sehr imposant, aber die Giftwirkung ist noch unbedeutender als bei unserer Kreuzspinne.

Viel gravierender ist da der Biss der sogenannten Malmignatte (Latrodectus tredecimguttatus), einer nahen Verwandten der Schwarzen Witwe aus dem Süden der U.S.A. Die Malmignatte wird lediglich bis zu 15 mm groß, der Körper ist tiefschwarz und hat als charakteristisches Merkmal meist dreizehn rote Flecken auf dem Hinterleib.

Die Giftwirkung wird wie folgt beschrieben:

Innerhalb von etwa 10 Minuten nimmt der Schmerz deutlich zu. Die Lymphknoten schwellen, der Blutdruck steigt, man hat Atembeschwerden und Angstzustände, Sprachstörungen, Schweißausbruch im Gesicht und Verkrampfung der Kaumuskulatur.

Einigen Angaben zufolge soll es, wenn der Biss im Gelenksbereich erfolgt, zu lokalen Lähmungen kommen. Nach dem Biss durch die Malmignatte ist ein Arztbesuch dringend zu empfehlen. Da die Malmignatte aber sehr friedfertig ist und nur trockenes Ödland und dürre, mit Gräsern bewachsene Gebiete besiedelt, kommt es unter normalen Umständen kaum zu einem Biss. Ein Wanderer, der richtig bekleidet ist, kann sich ganz normal auch in Gebieten und auf Flächen bewegen, wo die Malmignatten zu Hause sind.

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