Die Wespenspinne Argiope bruennichi gehört in die Familie der Araneidae (Radnetzspinnen) und ist somit nahe verwandt mit der Kreuzspinne Araneus diadematus. Als Vertreter dieser Familie spinnt sie auch eines der typischen Radnetze, mit dem sie ihre Beute fängt. Auffällig ist ein häufig sehr kräftiges, zickzackförmiges Gespinstband im Netz, das sogenannte Stabiliment. Lange Zeit war dessen Bedeutung unbekannt. Es wurde ihm eine stabilisierende Wirkung für das Netz zugeschrieben. Inzwischen gilt aber die Erklärung als gängig, dass es sich hierbei um eine Art Tarnung handelt. Die Spinne sitzt meist auf diesem Stabiliment. Wird sie beunruhigt, versetzt sie das gesamte Netz in Schwingungen. Die Konturen der Spinne verschwimmen, und dem Betrachter bietet sich nur der Anblick eines verworrenen Musters aus hellen und dunklen Streifen, in dem die Spinne gänzlich verschwindet und für einen Beutejäger nur sehr schwer auszumachen ist. Hält die Störung über einen längeren Zeitraum an, so lässt sich die Spinne schließlich zu Boden sinken und verharrt dort regungslos. Die Wespenspinne dient als Anzeiger für eine langsame klimatische Veränderung. Hat man sie vor 50 Jahren nur im Mittelmeerraum und ansonsten nördlich der Alpen nur in klimatisch begünstigten Bereichen (z.B. dem Kaiserstuhl) gefunden, werden die Tiere heute bereits aus Norddeutschland und den angrenzenden Ländern gemeldet. Fast überall in entsprechenden Wiesen findet man die Art inzwischen, teilweise sogar häufig. In ihrem Aussehen ist diese Art mit keiner anderen heimischen Spinnenart zu verwechseln. Keine weitere Art weist das wunderschöne gelbschwarze Streifenmuster auf silbrigweißem Untergrund auf. Die Weibchen erreichen bei uns etwa eine Größe von 15 mm, können aber im Süden auch bis zu 20 mm groß werden. Die Männchen sind dagegen mit ihren 4 bis 6 mm eher unscheinbar. Zwischen Juli und August werden die Männchen geschlechtsreif, die Weibchen erst etwas später, bis in September oder Oktober. Das markante Netz wird im Gras zwischen einzelnen Halmen aufgespannt. Hierbei schafft sich die Spinne durch das Herabbiegen störender Halme den nötigen Freiraum. Bevorzugte Beute sind Feldheuschrecken, die an den Standorten der Spinne immer zahlreich vorkommen. Eine Wiese ohne diese Spinnenart weist in der Regel keine oder zu kleine Feldheuschreckenpopulationen auf. Das Männchen nähert sich zur Paarung dem auf dem Stabiliment sitzenden Weibchen mit zuckenden Bewegungen. Das Weibchen verhält sich absolut passiv, hebt lediglich den Körper etwas an, so dass das Männchen in diesen Zwischenraum kriechen kann. Es führt dann sogleich am Bauch des Weibchens die Taster ein. Noch während der Vereinigung erwacht das Weibchen aus seiner Passivität und tötet und verzehrt das Männchen. Dieses Verhalten gilt als typisch für Spinnen und ist durch die Schwarze Witwe, die ihr Männchen fast immer während der Paarung tötet und verzehrt, bekannt geworden und hat dieser Art den Namen gegeben. Tatsächlich ist dieses Verhalten aber bei nur einem geringen Prozentsatz von Spinnen zu beobachten. Die meisten Spinnen trennen sich nach der Paarung friedlich. Ende August beginnen die Weibchen mit der Eiablage. Die Eier werden in großen, ballonförmigen Kokons abgelegt. Hiervon kann das Weibchen bis zu drei Stück anlegen. Noch vor Einbruch des Winters schlüpfen die Jungspinnen. Sie verbleiben aber im watteartigen Kokon und überwintern in diesem. Erst etwa im Mai des folgenden Jahres bahnen sie sich ihren Weg durch die Hülle und sammeln sich daneben in einer dichten Traube. Einige Tage später häuten sie sich und zerstreuen sich dann in alle Richtungen. Hierzu erklimmen sie höhere Pflanzen und lassen dann an ihren Spinnwarzen einen Spinnfaden austreten, der im Wind davon schwebt und schließlich die kleine Spinne mit sich nimmt. Auf diese Weise erreichen nicht nur die Wespenspinnen, sondern fast alle Spinnenarten auch die entlegensten Gebiete. Die Wespenspinne ist eine ungefährliche Spinnenart. Die Größe der Weibchen kann durchaus respekteinflößend sein, die Zeichnung, die sehr an die Warntracht der Wespen erinnert, verstärkt diesen Eindruck noch. Es handelt sich hierbei aber um eine sehr friedliche, beißunlustige Art, deren Gift darüber hinaus harmlos für den Menschen ist. Lediglich der Biss selbst ist schmerzhaft und mit einem Bienenstich vergleichbar. Eine Giftwirkung bleibt aber aus. |
HOME | Aktuelles Naturtagebuch |
Kleine grüne Krabbenspinne |
Fotos von Spinnen |
Foto des Tages |
FAQs zu den Tieren |
---|
Nafoku Natur- und Fotokunst
seit 1998 © Sabine Rennwald · All rights reserved