Hornissenkönigin beim Überwintern

Vespa crabro germana

im Naturtagebuch bei Nafoku am 08.01.2000

Vespa crabro germana, Hornissenkönigin, überwinternd: Diese Hornisse haben wir bei unserem Ausflug im Rheinwald unter Laub gefunden, und nach dem Betrachten und Fotografieren wieder schön zugedeckt!

Vespa crabro germana | Hornisse

Die Hornisse ist einer unserer größten Hautflügler (Hymenoptera) und die größte staatenbildende Wespe bei uns überhaupt.

Die Staaten der Hornisse sind immer einjährig. Im Frühjahr, meist ab Mai, kommt die junge Königin aus ihrem Winterquartier, um einen neuen Staat zu gründen. Sie benötigt zu allererst ein geeignetes Versteck für das neue Nest. Hierfür sucht sie in der Regel hohle Eichenstämme oder hohle größere Äste von Eichen, zuweilen auch von Buchen oder anderen Laubbäumen. Manchmal legt sie ihr Nest aber auch in und an Häusern, vor allem auf Dachböden an.

Die Königin legt die erste kleine Wabe an, die in der Regel aus einigen wenigen Zellen besteht. In diese Zellen legt die Königin die ersten Eier. Die schlüpfenden Larven müssen noch von der Königin versorgt werden. Später übernehmen die Arbeiterinnen die Aufgaben der Königin, also Nestbau, Nahrungsbeschaffung und Verteidigung des Nestes. Nur die Eiablage verbleibt bei der Königin.

Im Laufe des Sommers wächst das Hornissenvolk und mit ihm auch das Nest. Die meisten Nester haben ca. fünf Waben, Riesennester können aber bis zu 15 Waben haben. Jede Wabe hat einen Durchmesser von etwa 20 cm, die ersten zwei Waben und die letzte sind aber immer deutlich kleiner. Das Nest ist immer von einer Schutzhülle umgeben, die aus dem gleichen Material wie die Waben produziert wird.

Im Gegensatz zu den Bienen verwenden Wespen hierfür aber kein Wachs, sondern "Pappmaché". Das "Pappmaché" produzieren sie selbst. Hierfür benagen Hornissen trockenes Eichenholz und andere Harthölzer und vermischen dieses Material mit ihrem Speichel. Dadurch hat das Nest der Hornissen immer seine typische querstreifige Färbung. Der Grundeindruck ist ein ockergelber Farbton.

Die Larven wachsen in den Zellen heran. Zur Fütterung ihrer Larven machen die Hornissen Jagd auf andere Insekten. Ihre Beute besteht dabei zu ca. 90% aus Fliegen, nur zu 10% aus anderen Insekten. Oder sie sammeln Nektar, stehlen Honig aus Bienenstöcken oder lecken den Saft von Saftmalen. Den Honigdiebstahl aus Bienenstöcken überleben sie aber in der Regel nicht. Sie werden von den Bienen, die ihren Stock verteidigen, tot gestochen. Eher kommt es vor, dass sie eine Biene erbeuten und dieser erst den Honig aus dem Magen quetschen, um diesen zu fressen, bevor sie die Beute verarbeiten. Die Nahrung sammeln sie in einem Kropf. Nur einen Teil der Nahrung verzehren sie selbst, den Rest tragen sie zurück ins Nest und verfüttern ihn an die Larven.

Im September tauchen dann die Männchen und etwas später auch die neuen Königinnen auf. Das Auftreten der Geschlechtstiere kündigt das Ende des Staates an. Die Arbeiterinnen beginnen nun, herumzuvagabundieren. Verbleiben sie im Nest, vernachlässigen sie ihre Pflichten.

Wenn dann im Herbst noch die Temperaturen längere Zeit unter 15 Grad Celsius fallen, finden die Hornissen nur noch wenig Beute. Die Larven leiden Hunger, magern ab und sterben schließlich.

Zuvor erheben sich die neuen Königinnen und die Männchen in die Luft und paaren sich. Die Königinnen bewahren den Samen in einer speziellen Samentasche und verwenden sie im nächsten Jahr nach und nach zur Befruchtung der Eier. Die Männchen sterben nach der Paarung. Ebenso sterben bei den ersten Frösten die Arbeiterinnen und die alte Königin. Nur die neuen Königinnen überwintern. Man kann sie im Winter unter dicker Rinde in einer selbst angelegten Höhlung im Holzmulm, unter Holz am Boden und zuweilen auch unter Moos finden. Wenn man eine solche Königin findet, kann man sie in aller Ruhe betrachten, ja sogar berühren. Aufgrund der Kälte ist sie kaum in der Lage, sich zu bewegen. Damit sie aber den Winter überlebt, sollte man sie anschließend wieder sehr sorgfältig zudecken.

Die einzelnen Geschlechtstiere lassen sich relativ gut unterscheiden. Die Königin ist ein auffallend großes Tier mit einer Körpergröße von 23 bis 35 mm, während die Arbeiterinnen lediglich eine Größe von 18 bis 25 mm erreichen. Die Männchen liegen mit einer Körpergröße von 21 bis 28 mm dazwischen, sie haben aber ein Fühlerglied mehr als die Arbeiterinnen und Königinnen, so dass sie wegen ihrer sehr langen Fühler deutlich auffallen. Bemerkenswert ist, dass die Männchen als einzige Kaste keinen Stachel haben. Das trifft auf alle staatenbildenden Wespen und Bienen (also Honigbienen und sämtliche Hummelarten) zu.

(Text von einem Freund, der inkognito bleiben möchte)

Vespa crabro germana, überwinternde Hornissenkönigin, Seitenansicht
Die Hornisse steht in Deutschland unter strengem Schutz, mittlerweile weniger wegen ihrer Häufigkeit, sondern vielmehr wegen ihrer Nützlichkeit beim Vertilgen von Fliegen. Noch vor ca. 15 bis 20 Jahren war die Hornisse fast vom Aussterben bedroht, da man sie aus Unkenntnis und Angst verfolgte und zu vernichten suchte.
Hornissen sind aber entgegen der landläufigen Meinung sehr friedliebende Tiere, die sich nur angegriffen fühlen, wenn man gar zu nahe an ihr Nest kommt oder nach ihnen schlägt.
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