NafokuNaturtagebuchDezember 2008Das Verschwinden einer alten Kulturlandschaft

Das Verschwinden einer alten Kulturlandschaft

Naturtagebuch bei Nafoku am 29.12.2008

199810 Jahre später: 2008

Wir sind heute von Freiburg-Landwasser durch den Mooswald bis in die March gewandert. Unser Weg führte uns von der Station der Breisgau-S-Bahn Freiburg-West durch den Wald, die Große Richtstatt entlang bis zur Abzweigung Brandbachweg, weiter durch den Wald zu den Libellenbiotopen von Schangen-Dierloch (wo gerade eine Treibjagd stattfand), um schließlich den Wald zu verlassen und die Straße zu überqueren, wo man ins Industriegebiet Hochdorf gelangt.

Es folgte der schöne Fußweg am Mühlbach entlang, der sich im Naturschutzgebiet
Mühlmatten fortsetzt und schließlich kurz vor dem Gasthaus "Teuffels Küche"
kurz vor dem Bahnhof von Hugstetten endet.

Die Gegend dort habe ich vor ca. zehn Jahren kennen und lieben gelernt...
Sie gehörte damals zu den schönsten mir bekannten Flecken der Erde.

1998 sah es kurz vor Hugstetten so aus, wie schon oben gezeigt:

2008 (heute) von derselben Stelle aus:

Die Wiesen sind verschwunden, die Bäume gefällt. Die kleine Holzbrücke wurde durch eine "moderne" Metallbrücke ersetzt, und der schmale Sandweg durch eine asphaltierte Straße. Das Gelände am Ortsrand wurde modelliert und mit riesen Mengen Erdaushub erhöht, so dass von der ursprünglichen Landschaft und "Heimaterde" praktisch nichts mehr übrig ist.

Auf dem großen Baugelände zwischen Hugstetter Bahnhof und Naturschutzgebiet Mühlmatten prangte ein riesen Schild: "Hier entstehen (...) familienfreundliche Mehrfamilienhäuser in herrlicher Lage zwischen Schlosspark und Naturschutzgebiet...", und es wurden die gute Lage, Verkehrsanbindung und Infrastruktur angepriesen.

Das zu dem Werbetext gehörende Foto auf der Tafel zeigte eine gleichförmige, eckige und tote Häuserzeile, mit den typischen künstlichen Einheitsbüschen in stilisierten Vorgärten...

Ich frage mich oft, ob denn niemand sieht, was da falsch gemacht wird.

Am liebsten hätte ich heute am Gleis 1 in Hugstetten alle Leute interviewt und gefragt, ob ihnen diese Veränderungen gefallen. Der erste, den ich fragte, war ein alter Mann, der aber so verwirrt war, dass er nicht einmal wusste, in welche Richtung er mit dem Zug fahren wollte.

Irgendwie kann ich ihn ein bisschen verstehen: Es wundert mich nicht, wenn die Leute beim Verlust ihrer vertrauten Umgebung und Heimat die Orientierung verlieren...