NafokuNaturtagebuchMai 2008Flora und Fauna im Bois de Widensolen

Flora und Fauna im Bois de Widensolen

Naturtagebuch bei Nafoku am 18.05.2008

Der Kastenwald - Le Bois de Widensolen

Flora und Fauna in einem ausgedehnten Waldgebiet zwischen Breisach und Colmar

Der Bois de Widensolen gehört zum Foret domaniale de Colmar und liegt im Elsass zwischen Neuf-Brisach (Neu-Breisach) und Andolsheim, ca. 14 km von Ihringen am Kaiserstuhl entfernt.

Wir sind heute zu viert über die französische Grenze ins Elsass zu diesem Wald gefahren, dessen alter Name auch Kastenwald ist. Es handelt sich hierbei um ein ausgedehntes Waldgebiet mit internationalem Schutzstatus, über das im Internet bisher (Zeitpunkt der Recherche: Dezember 2010) erstaunlich wenig zu finden ist.


Foret domaniale de Colmar: Bois de Widensolen

Jahreszeit und Wetter, das heißt ein sonniger Tag Mitte Mai, ließen uns auf eine große Artenvielfalt an Pflanzen und Tieren hoffen, und wir wurden nicht enttäuscht. Eine kleine Auswahl der vorgefundenen Flora und Fauna möchte ich hier mit Bildern vorstellen.

Schmetterlinge


(Carterocephalus palaemon)

Der Gewürfelte Dickkopffalter, auch Gelbwürfeliger Dickkopffalter genannt Carterocephalus palaemon ist ein Schmetterling aus der Familie der Dickkopffalter (Hesperiidae), der früher in der gesamten Oberrheinebene gut verbreitet war, inzwischen aber seltener geworden ist und vor allem in den flurbereinigten, intensiv genutzten Gebieten nicht mehr vorkommt.

 

Ein paar Funde von Carterocephalus palaemon aus den letzten Jahren, aufgezeichnet von Klaus Rennwald:

DatumOrtFundstelleAnzahl
21. Mai 2006MerdingenSchachen, Wald1
21. Mai 2006MerdingenSchachen, Waldrand Kühläger1
20. Mai 2006BremgartenRheinwald bei Weinstetten, Paradies2
27. April 2008EichstettenReimendsbühl1
18. Mai 2008WidensohlenBois de Widensohlen6
31. Mai 2008GoldscheuerSpickenkopf, Streuwiese1
13. Mai 2009VogtsburgBadberg am Kaiserstuhl1
8. Mai 2010BreisachBreisach1

Ältere Funde gab es noch in Weisweil, Wyhl, Sasbach, Rheinhausen, Schelingen-Ohrberg, Bombach, Hochstetten, Vogtsburg-Badberg, Eichstetten, Dessenheim, Bremgarten Kiesgrube und Gewann Paradies, Grißheim Kanalweg, Neuenburg und Todtnauberg.

 

(Euplocamus anthracinalis)

Für mich eine neue Art war die Anthrazit-Motte, Euplocamus anthracinalis, die zu den Echten Motten (Tineidae) gehört und uns mit ihren bunten Flügeln sofort aufgefallen ist. Die kleinen Schmetterlinge saßen und flogen überall in der Vegetation herum, waren jedoch so unruhig, dass man sich ihnen kaum in Ruhe nähern konnte.

Die Larven der Anthrazit-Motte ernähren sich von faulem Holz (vor allem Fagus, Quercus, Crataegus) und dessen Pilzen.

 

(Coenonympha arcania)
Weißbindiges Wiesenvögelchen

Das Weißbindige Wiesenvögelchen (Coenonympha arcania) ist ein sehr hübscher Tagfalter, der selbst in Süddeutschland kaum mehr zu finden ist.

Für mich unverständlicherweise wird er in Wikipedia als weit verbreitet beschrieben. Diese Info stammt wohl aus dem letzten Jahrhundert und trifft leider nicht mehr zu, denn selbst am Kaiserstuhl ist der schöne Schmetterling anscheinend nicht mehr zu finden.

 

(Orthosia miniosa)
Raupe der Rötlichen Kätzchen-Eule

Die Rötliche Kätzchen-Eule (Orthosia miniosa) ist ein Schmetterling, den ich in Form seiner Raupe im Bois de Widensolen angetroffen habe.

Die wärmeliebende Art gehört in die Familie der Eulen (Noctuidae) und hält sich gerne in lichten Wäldern auf Gebüschen, in Mittelwald und Niederwald und in gebüschdurchsetzten Magerrasen auf. In diesen Lebensräumen liebt sie besonders das Eichengebüsch.

 

(Melanthia procellata)

Melanthia procellata gehört in die Familie der Spanner (Geometridae). Die Raupe lebt an Waldrebe.

Der deutsche Name des Schmetterlings Sturmvogel kommt wohl von der Ähnlichkeit der Flügelzeichnung des Falters zu einem "echten" Vogel, dem Kap-Sturmvogel Daption capensis.

 

(Sterrhopterix fusca)

Der Laubholz-Sackträger ist ein Schmetterling aus der Familie der Sackträger und heißt mit wissenschaftlichem Namen Sterrhopterix fusca.

Die Art ist in den Laubwäldern der Oberrheinebene noch weit verbreitet.

 

Käfer

Auch einige Käfer konnten wir im Bois de Widensolen beobachten:


(Leiopus nebulosus)

Dieser kontrastreich in Grautönen gezeichnete Bockkäfer mit den langen Fühlern hat verschiedene deutsche Namen, wie z.B. Nebelfleckbock, Braungrauer Splintbock oder Braungrauer Laubholzbock.

Man findet Leiopus nebulosus als Käfer von Mai bis Juli. Die Larven ernähren sich polyphag und fressen an Acer, Betula, Carpinus, Fagus, Juglans, Prunus, Quercus, Salix und Ulmus.

 

(Cryptocephalus bipunctatus)

Der Zweipunktige Fallkäfer Cryptocephalus bipunctatus gehört in die Familie der Blattkäfer. Er ist von Mai bis Juli unterwegs und kommt vor allem an Waldrändern auf Haselbüschen und Weiden vor.

Auf den Flügeldecken des Käfers befinden sich (außer den großen, namengebenden Punkten, die in ihrer Form variabel sind und auch wie dicke Striche aussehen können) winzige, dunkle Pünktchen, die nach hinten feiner werden.

 

(Phyllopertha horticola)

Der Garten-Laubkäfer Phyllopertha horticola sieht aus wie ein kleiner bunter Maikäfer und gehört auch wie dieser zur Familie der Scarabaeidae.

 

(Stenurella nigra)

(Pyrochroa coccinea)

Außer den oben genannten Käfern konnten wir an diesem Tage noch den Schwarzen Schmalbock Stenurella nigra (Familie Cerambycidae), den Scharlachroten Feuerkäfer Pyrochroa coccinea (Familie Pyrochroidae) sowie einen sehr schönen blauschillernden Ölkäfer beobachten.


(Ölkäfer)
 

Aus der Pflanzenwelt


(Lithospermum purpurocaeruleum)

Der Blaurote Steinsame Lithospermum purpurocaeruleum gehört in die Familie der Raublattgewächse oder auch Boretschgewächse, Boraginaceae.

Den deutschen Namen "Steinsame" hat die Pflanze von ihren Früchten, die wie kleine weiße Steinchen aussehen und sich auch so anfühlen.

 

(Carex tomentosa)

Die Filz-Segge gehört zu den Sauergräsern (Familie Cyperaceae) und wächst gern am Rand von lichten Auwäldern. Sie liebt zwar Feuchtwiesen und Moore, erträgt aber auch gut wechselfeuchte und damit zeitweise vor allem im Sommer trockene Wiesen und Weiden.

 

(Veronica officinalis)

Der Wald-Ehrenpreis, Veronica officinalis, liebt sauren Boden und gehört zu den Braunwurzgewächsen (Scrophulariaceae).

Er wirkt dadurch, dass sich zwischen seinen Blütentrauben keine Blätter befinden und die Blüten außerdem deutlich über die Blätter hinausragen, besonders blau, groß und attraktiv, obwohl die Pflänzchen eigentlich niederwüchsig sind.

 

(Linum catharticum)

Der Purgier-Lein, der auch Wiesen-Flachs genannt wird, Linum catharticum, ist ein zartes Pflänzchen mit kleinen, weißen Blüten und gehört in die Familie der Leingewächse (Linaceae).

Wir haben im Bois de Widensolen Pflanzen mit sehr unterschiedlichen Bodenansprüchen in der Nähe voneinander gefunden. So gab es Pflanzen, die sich mehr auf saurem, und welche die sich mehr auf kalkhaltigem Boden wohlfühlen. Verschiedene Bodenbeschaffenheiten kommen hier also kleinräumig nebeneinander vor.