Stenocorus meridianus, der Variable Stubbenbock im Naturtagebuch von Nafoku am 21.05.2000

Wenn man von Gundelfingen aus die Landstraße Richtung Vörstetten fährt und nach Ortsende irgendwann rechts in einen Feldweg einbiegt Richtung Reute, kommt man an einem Platz vorbei, den ich schon seit Jahren gerne besuche: Der Platz mit den alten Eichen.

Dort gibt es einen sehr kleinen Waldparkplatz (für vielleicht maximal drei Autos) unter uralten Eichen und am sonnigen Waldrand. Der geteerte Radweg trennt dieses Waldstück von den Feldern, und der somit offene Waldrand wird einen Großteil des Tages von der Sonne beschienen.

Dieser Ort ist eine Fundstelle für Entomologen oder so verrückte Fotografen wie mich :-) Ich hab an dieser Stelle schon einige Viecherchen entdeckt und fotografiert. Der Ort ist vielleicht auch deshalb so interessant, weil er an einen ziemlich "gammligen" Wald angrenzt, der außerdem sehr feucht ist und meistens so durchnässten Boden hat, dass man besser ;-) nicht mit Stöckelschuhen hingeht. Außerdem wird man, vor allem im Sommer und abends, sobald man den Wald betritt, von unzähligen Stechviechern überfallen. Und Zecken gibts natürlich auch.

Dort, wo die Leute parken oder Rast machen (es gibt auch eine Holzbank mit Blick auf das Landschaftspanorama), landen (leider) oft auch Gartenabfälle im Gebüsch. Der Waldrand ist dicht bewachsen mit Brennesseln, Brombeeren und den unterschiedlichsten Sträuchern im Unterholz der alten Bäume. Es gibt auch etliche alte Holunder dort.

Nun, an diesem Platz suche ich alle paar Wochen das herrliche Gestrüpp ab. In den dichten Brennesseln wimmelt es von Spinnen, Schnaken, Fliegen, Larven, Käfern und anderen Tieren.

Jedes Jahr fliegt hier z.B. im Mai Degeers-Langfühler Nemophora degeerella, ein Kleinschmetterling, der von allen unseren heimischen Arten die längsten Fühler hat, die beim Männchen ein 4-faches seiner Körperlänge haben können.

Heute entdeckte ich eben diesen Bockkäfer, den du hier auf den Fotos siehst. Weil das Wetter kühl und der Himmel bedeckt war, verhielt er sich sehr träge und ließ sich gut betrachten. Die Beschreibung: Der Käfer war ca. 2,5 cm lang (ohne Fühler), und die Flügel etwas kürzer als der kräftige Leib. :-) Er war anscheinend ziemlich vollgefressen!

Er hatte bräunliche, leicht geriffelte Flügeldecken und auffällig rote Schenkel. Seine Fühler waren typisch lang, wie große Bockkäfer sie haben. Der Körper erinnerte mich an den von einem Weichkäfer, nur dass er bedeutend größer als ein solcher war. Das Verhalten: Träge, saß still oder kletterte ein bisschen auf den Brennesseln herum. Gefunden habe ich ihn um 14:24h Sommerzeit am oben beschriebenen Ort.

Leider weiß ich bis jetzt sehr wenig über diese Art von Käfern, und wenn du mir ein bisschen zu ihm erzählen kannst, freue ich mich über ein Mail!

Der Bockkäfer Stenocorus meridianus

Naturtagebuch von Nafoku am 21.05.2000